Endlich wieder Randale am Strand: Rumble on the Beach
Im Jahr der „Rumble Revenge“ spielte die Bremer Rockabilly-Legende Rumble on the Beachein Comebackkonzert in Köln. Dabei wurde schnell klar: Diese Band war kein Zeitgeistphänomen.
Von Freda Ressel
Ein kalter, verregneter Montagabend in der rheinischen Großstadt. Die Bedingungen für ein Konzert könnten durchaus besser sein, zumal der Beginn auf späte 21 Uhr gelegt ist, doch handelt es sich nicht um irgendeine Band, die heute im MTC spielt. Rumble on the Beach waren von 1985 bis 1994 eine der größten Hoffnungen des deutschen Rockabilly, vor allem, da sie keine Scheu davor hatten, die starren Grenzen des Genres in verschiedene Richtungen zu überschreiten. Sie tourten unter anderem mit den Stray Cats, konnten mit ihrem kultigen Cover des Prince-Klassikers „Purple Rain“ sogar einen kleinen Charterfolg einstreichen – und verschwanden plötzlich in der Versenkung, ohne jemals eine offizielle Auflösung bekannt zu geben.
In den Jahren ihrer Abwesenheit wurde Rockabilly durch die Erfolge von Interpreten wie Dick Brave salonfähig abseits der Teddyboy-Szene, das Genre wurde offener gegenüber Crossovereinflüssen, und der Name Rumble on the Beach verblieb bei Kennern wohlwollend im Gedächtnis. Im Klartext: Die Vorraussetzungen für ein Comeback waren ideal, und so erklärte die Band 2016 zum Jahr der „Rumble Revenge“.
Auch an den Menschen, die sich, nachdem die deutsch-kanadische Vorgruppe „Aberrations“ ihr völlig akzeptables, aber leider überhaupt nicht zur Hauptband passendes Set gespielt hat, vor der Bühne versammeln, sieht man, dass die Band offensichtlich nicht bloß die alten Teds von damals anlockt. Neu gewachsene Fans, mittlerweile erwachsen gewordene Kinder von alten Anhängern, Psychobilly-, Country- und Metalhörer stehen bunt gemischt zwischen den Fans der ersten Stunde, die teils noch die original Tourshirts der Band tragen.
Gut 60 Menschen haben sich eingefunden, die zum Beginn des Konzertes der überaus gut gelaunten Nordlichter zunächst schüchtern auf Barhöhe bleiben, dann aber schnell auftauen und sukzessive die Tanzfläche erobern. Mit neuen Songs muss man heute Abend nicht rechnen, das ist schnell klar, was aber überrascht, ist der große Anklang der ursprünglich eher verhalten angenommenen Stücke ihrer deutschsprachigen Platte „Randale am Strand“.
Ob „Carolin“, „Ich bin kein schöner Mann“ oder „Ich steh an der Bar und ich habe kein Geld“, das Publikum ist begeistert und die Band hat ebenfalls offensichtliche Freude an der Rehabilitation dieses Werkes. Ansonsten legt die Band ein ziemlich gutes Greatest Hits-Set hin, in dem weder Eigenkompositionen wie „Juanita“ oder „High Speed Rumble“ fehlen noch die großartigen Coverversionen von „Time Warp“, „Lonesome Train“ und „Ça plane pour moi.“
Während die Band immer noch keinen festen Sänger hat, führt vor allem Gitarrist Michael ‚Ohlly‘ Ohlhoff durch den Abend, rennt mehrfach durch das Publikum, tanzt auch mal mit den Fans in der ersten Reihe und amüsiert sich dann über die eigene altersbedingt schwächer gewordene Kondition.
Marc Mittelacher, stilecht am Stehschlagzeug und mit der Energie des Duracell-Hasen, ist der Clown am rechten Bühnenrand, während Bassist Andreas ‚Andy‘ Merck dem Tieftöner-Stereotypen gerecht wird und sich bewegunsstechnisch eher zurückhält – dafür aber die Lieder mit den besonders schnellen Texten singt.
Die Magie dieser Band ist so simpel wie schön: Hier spielen einfach drei gute Freunde die Musik, die ihnen Spaß macht, und das völlig unverkrampft, ohne Anspruch auf Perfektion und vor allem ohne Scheu vor Albernheiten. Dass sie dabei noch ziemlich gut aufeinander eingespielt sind, ist die Kirsche auf dem Eisbecher, so dass im direkten Vergleich mit frühen Live-Aufnahmen schnell klar wird, dass die Band mit den Jahren tatsächlich noch viel besser geworden ist.
Bei „Purple Rain“ beginnt der Saal zu kochen, beim Theme-Song der Band bleibt schließlich keiner im Raum mehr still stehen und es wird in den ersten Reihen sogar gepogt. Die Band wird zweimal auf die Bühne zurückgerufen und schließt ihr Set passenderweise mit einer Coverversion von Link Wrays Surfklassiker „Rumble.“ Sobald die Band sich endgültig in den Backstagbereich zurückzieht, ist das MTC wie leergefegt – und nicht wenige der schnell nach hause eilenden Besucher werden die Worte „Rumble, Rumble, Rumble on the Beach“ in dieser verregneten Kölner Nacht noch im Kopf behalten haben.